Protonet insolvent: Was wird mit Box und Daten?

Die “Fix und fertig sorglos Kollaboration mit voller Hoheit über die eigenen Daten” klang schlüssig. Insbesondere auch vor dem Hintergrund der Snowden-Enthüllungen muss das laufen. Das habe ich wie wohl viele andere auch gedacht und beim Crowdfunding damals beherzt zugegriffen. Nun kam die Hiobsbotschaft: Protonet ist insolvent.

Die Boxen funktionieren grundsätzlich autark. Allerdings bietet Protonet auch Dienste in Zusammenhang mit Namensauflösung (DNS) und Nachrichtenversand die wohl in sehr naher Zukunft eingestellt werden. Protonet hat Anleitungen bereit gestellt wie man diese Funktionalität selbst aufrecht erhält. Dennoch – die Sorgen die man ja eigentlich nicht haben wollte fangen an. In Bezuf auf die Zukunft ist vieles unklar:

  • Wer supported Hard- und Software?
  • Wie steht es mit der Weiterentwicklung von SOUL?

Protonet selbst hat es nicht geschafft das Geschäft profitabel zu machen. Ich persönlich bezweifle, dass andere es mit dem Erbe hinbekommen werden.

Wenn ich abhängig von einer Protonet Box wäre würde ich mich nach einer Alternative mit besseren Zukunftsaussichten umschauen. In Betracht könnten kommen…

SaaS Collaboration Lösungen

Google Drive/-Apps, Slack, Wrike, Basecamp, Office 365 uvm. sind günstige, schlüsselfertige und mehr oder weniger anpassbare Anwendungen(!) mit Sorglosfaktor in Bezug auf den Betrieb und Entwicklung. Die Herausforderung besteht hier vor allem darin in der großen Menge der Angebote die Anwendung zu finden welche die eigenen Anforderungen möglichst gut abdeckt. Änderungswünsche umzusetzen ist schwierig. Außerdem lehnen viele Kunden Public Cloud kategorisch mit dem Argument der Datenhoheit-/sicherheit ab. Das mag im einen oder anderen Fall gerechtfertigt sein, die Entscheidung dagegen, sich also selbst zu kümmern, hat aber eben auch einen Aufpreis.

NAS Server

Systeme wie die von Nextcloud, Synology oder Qnap bedienen das Bedürfnis nach Datenhoheit, kommen aber in der Regel nicht schlüsselfertig sorglos daher. Man ist selbst verantwortlich für Hardware und Software – Installation, Updates, Konfiguration. Nextcloud ist in diesem Segment sehr beliebt. Die Software ist kostenlos und kann wahweise auch “fix und fertig” mit Hardware gekauft werden. Bei NAS Software handelt es sich zum Großteil um Open Source. Man sollte sich unbedingt vorher umschauen und klären, wie weit der Weg ist eine wirklich nutzbare Anwendung(!) langfristig stabil zum Laufen zu bringen. Meiner Einschätzung nach waren es vor allem Lösungen wie Owncloud/Nextcloud, welche Protonet das Leben schwer gemacht haben.

ECM Plattformen

Der eine oder andere SOUL Anwender wird im Laufe der Zeit festgestellt haben, dass gewisse Anforderungen nur sehr schwer mit dem System zu realisieren sind. Dokument-Metadaten, Transformationen, Zugriffsrechte, Auditing, Suche, Workflow, MS Office (Sharepoint) / Active Directory Integration,  Interoperabilität, Transaktionen: Diese Aspekte gewinnen in der Regel mit der Größe des Unternehmens an Bedeutung. Sie können aber auch in kleinen Unternehmen schon von Bedeutung sein. In jedem Fall sollte klar sein, dass auch diese Dinge einen Preis haben – selbst wenn die Software wie Nuxeo oder Alfresco erst einmal als Open Source zur Verfügung steht. Wer sich mit solchen Anforderungen überfordert sieht kann sich bei Bedarf beraten lassen – zum Beispiel hier. ;)

Referenzen

Andreas Steffan
Pragmatic ? Scientist and DevOps Mind @ Contentreich. Believes in Open Source, the Open Web and Linux. Freelancing in DevOps-, Cloud-, Kubernetes, JVM- and Contentland and speaks Clojure, Kotlin, Groovy, Go, Python, JavaScript, Java, Alfresco and WordPress. Built infrastructure before it was cool. ❤️ Emacs.

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